In den letzten Jahren haben viele Unternehmen aufgrund der COVID-19-Pandemie ihre Mitarbeitenden fast zwangsläufig im Homeoffice arbeiten lassen. Die meisten haben diese Massnahme ergriffen, um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Mitarbeitenden zu schützen, wo möglich. Doch in den letzten Monaten sehen wir auch bei Schweizer Konzernen wie Schindler, Sulzer oder der Swatch Group einen Trend zu RTOs (Return to Office) – also zur Rückkehr ins Büro. Aber warum entscheiden sich immer mehr CEOs für eine Rückkehr ins Büro? In diesem Blogartikel werden wir uns mit einigen Gründen hinter diesen Entscheidungen auseinandersetzen und untersuchen, welche Auswirkungen dies auf Unternehmen und Mitarbeitende haben kann.
Warum entscheiden sich CEOs für eine Rückkehr ins Büro?
Es gibt mehrere mögliche Gründe dafür, dass immer mehr CEOs sich für eine Rückkehr ins Büro entscheiden. Einer davon ist die Sorge um die Kultur des Unternehmens. Im Homeoffice fällt es oft schwerer, ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit unter den Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten. Insbesondere bei neuen Mitarbeitenden kann dies zu Problemen führen, da sie keine Möglichkeit haben, sich persönlich mit ihren Kollegen zu vernetzen und in die Unternehmenskultur einzutauchen. Eine Rückkehr ins Büro kann also dazu beitragen, das Gemeinschaftsgefühl im Unternehmen zu stärken.
Ein weiterer Grund könnte sein, dass sich CEOs Sorgen um die Produktivität ihrer Mitarbeitenden machen. Obwohl viele Unternehmen während der Pandemie erfolgreich im Homeoffice gearbeitet haben, gibt es doch immer wieder Berichte von sinkender Produktivität und Effizienz bei einigen Mitarbeitenden. Eine Rückkehr ins Büro könnte also als Massnahme angesehen werden, um diese Probleme zu lösen und die Produktivität wieder auf ein höheres Niveau zu bringen.
Persönliche Überzeugungen des CEOs beeinflussen Entscheidung
Interessant ist auch, dass persönliche Überzeugungen der CEOs oft eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für eine Rückkehr ins Büro spielen. Eine Studie von McKinsey ergab, dass männliche CEOs im Durchschnitt eher für eine Rückkehr ins Büro sind als weibliche CEOs. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Männer in Führungspositionen oft traditionellere Vorstellungen von Arbeit und Büroleben haben.
Ein weiterer Faktor ist das Alter der CEOs. Laut der Studie tendieren ältere CEOs eher dazu, eine Rückkehr ins Büro zu bevorzugen als jüngere CEOs. Dies könnte darauf hindeuten, dass ältere Führungskräfte mehr Wert auf persönliche Interaktion und den Aufbau von Beziehungen im Büro legen. Oder dessen, was sie schlicht besser kennen?
Persönliche Präferenzen spielen oft eine grössere Rolle
Es zeigt sich auch, dass persönliche Präferenzen oft den Ausschlag für eine Rückkehr ins Büro geben. Viele CEOs geben an, dass sie selbst gerne wieder ins Büro zurückkehren wollen, um den persönlichen Kontakt zu Kolleg:innen und Mitarbeitenden zu haben. Sie glauben, dass dies ihre eigene Produktivität und Zufriedenheit steigern wird.
RTOs nach schlechten Ergebnissen
Eine interessante Feststellung ist, dass viele Unternehmen eine Rückkehr ins Büro erst nach einer Phase schlechter Geschäftsergebnisse in Betracht ziehen. Einige CEOs sehen eine Rückkehr ins Büro als Möglichkeit, die Motivation und Zusammenarbeit der Mitarbeitenden wiederzubeleben und so das Unternehmen aus einer negativen Phase herauszuholen. Das Problem folgt dabei auf dem Fusse:
Erfahrene Mitarbeitende verlassen Unternehmen häufiger nach RTOs
Ein sehr interessantes Ergebnis einer Studie ist, dass besonders erfahrene Mitarbeitende nach einer Rückkehr ins Büro häufiger das Unternehmen verlassen. Dies liegt möglicherweise daran, dass diese Mitarbeitenden bereits an die Flexibilität und Unabhängigkeit des Homeoffice gewöhnt sind und sich nun nicht mehr an ein traditionelles Büroleben binden wollen. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird durch Home Office stark unterstützt. Wer dies einmal kennenlernen durfte und mit den Kids regelmässig völlig stress- und staufrei zu Abend essen konnte, will das verständlicherweise nicht erzwungenermassen wieder hergeben.
Kein Einfluss auf zukünftige Gewinne
Eine überraschende Erkenntnis aus Untersuchungen zu RTOs ist, dass diese keine Auswirkungen auf zukünftige Gewinne haben. Viele CEOs erhoffen sich durch eine Rückkehr ins Büro höhere Produktivität und bessere Geschäftsergebnisse, doch Studien zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Die Entscheidung für oder gegen ein RTO sollte also nicht allein auf Grundlage potenzieller finanzieller Auswirkungen getroffen werden.
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass RTOs oft zu einer Verschlechterung der Mitarbeiterzufriedenheit führen. Viele Mitarbeitende haben inzwischen die Vorteile des Homeoffice schätzen gelernt und sind nicht bereit, diese wieder aufzugeben – auch ohne Kinder. Eine Rückkehr ins Büro kann also dazu führen, dass die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden leiden. Die Umwelt nicht zu vergessen.
Fazit
Insgesamt zeigt sich, dass es viele Gründe gibt, warum CEOs sich für eine Rückkehr ins Büro entscheiden. Persönliche Überzeugungen und Präferenzen spielen dabei oft eine wichtige Rolle. Unternehmen sollten jedoch auch die potenziellen Auswirkungen einer solchen Entscheidung auf ihre Mitarbeitenden berücksichtigen. Böse Zungen behaupten (aufgrund vorliegender Fakten), dass viele RTO’s auch als mehr oder weniger elegantes Mittel genutzt werden, den Mitarbeiterbestand nach schwierigen Resultaten zu reduzieren, ohne Kündigungen aussprechen zu müssen. Mehr oder weniger elegant, weil diverse Unternehmen sich einen Shitstorm damit geleistet haben und ihn nicht haben kommen sehen.
Letztendlich sollte jede Organisation individuell entscheiden, ob eine Rückkehr ins Büro für sie und ihre Mitarbeitenden die beste Option ist. Eine sorgfältige Abwägung der verschiedenen Faktoren ist dabei unerlässlich. So bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend in Zukunft entwickeln wird und welche Massnahmen Unternehmen ergreifen werden, um sowohl die Gesundheit als auch die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden zu gewährleisten. In jedem Fall sollten Unternehmen flexibel bleiben und offen sein für neue Arbeitsmodelle, um den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden gerecht zu werden. Stichwort: Hybrid.
Quellen:
- McKinsey & Company, «Back to work: Perspectives from European CEOs on the return to workplaces», 2021
- Harvard Business Review, «The CEO’s New Agenda: Return to Work and Employee Mental Health», 2021
- Forbes, «CEOs Make The Call On Return-To-Office Plans For Employees», 2021