In der heutigen Arbeitswelt wird oft über die Herausforderungen diskutiert, die mit der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer:innen verbunden sind. Besonders ab einem Alter von 50, 55 Jahren scheint der Arbeitsmarkt für Nicht-Kaderstellen eine gläserne Decke zu schaffen. Doch während in der Presse häufig von Problemen die Rede ist, bietet die Besetzung von Kaderstellen mit erfahrenen Persönlichkeiten ab 55 Jahren eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Warum ist das so, und was können Entscheidungsträger:innen daraus lernen?
Erfahrung zählt: Mehr, als nur ein Stichwort
Kaderstellen verlangen häufig eine Kombination aus strategischem Denken, Führungsstärke und einem reichen Erfahrungsschatz. Menschen, die die 55 überschritten haben, bringen genau diese Qualitäten mit. Sie verfügen nicht nur über jahrzehntelange fachliche Expertise, sondern auch über die Fähigkeit, schwierige Situationen souverän zu meistern.
Diese Generation hat oft Veränderungen und Krisen durchlebt, was sie widerstandsfähig und anpassungsfähig macht – Eigenschaften, die in der heutigen, sich schnell wandelnden Arbeitswelt von unschätzbarem Wert sind. Gerade im Führungskontext zählt nicht nur das Wissen, sondern auch die Fähigkeit, Menschen zu inspirieren und zu führen.
Wer nun mit dem Vorbehalt kommt, dass die Führungsart nicht zur heutigen Generation passt, dem können wir nach bald fünf Jahrzehnten Erfahrung in der Personalgewinnung und Rekrutierung nur eines sagen: Das Alter ist nicht ausschlaggebend für den Führungsstil. Die innere Haltung, die Offenheit Neuem gegenüber sowie die eigene mentale Verfassung nehmen hier deutlich mehr Einfluss. Das Erfolgsgeheimnis in der Führung hat unter anderem unser Altbundesrat Adolf Ogi bereits vor Jahrzehnten verraten: «Man muss Menschen mögen».
Was die möglichen Einwände in Sachen fachliche Expertise betrifft: Just im Dezember letzten Jahres wurden die Teilnehmenden bei einem KI-Vortrag bei Google von einer Ü60 Person aufgeklärt. Wer kennt das Sprichwort «Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit» nicht, welches sehr deutlich macht, dass Eigenverantwortung in Sachen Entwicklung stärker ist als jede Alterszahl.
Netzwerke und Soft Skills: Unterschätzte Erfolgsfaktoren
Ein weiterer Vorteil von Persönlichkeiten über 55 Jahren ist ihr breites Netzwerk. Über Jahre oder gar Jahrzehnte haben sie Beziehungen aufgebaut, die im beruflichen Kontext von enormer Bedeutung sein können. Diese Kontakte ermöglichen nicht nur den Zugang zu Ressourcen, sondern fördern auch Vertrauen und Zusammenarbeit – sowohl intern als auch extern.
Hinzu kommen ausgeprägte Soft Skills: Geduld, Empathie und Konfliktlösungsfähigkeiten gehören oft zum Repertoire älterer Führungskräfte. Das heisst keinesfalls, dass jüngere Generationen diese nicht auch haben oder erlangen können. Die erwähnten Kompetenzen schaffen nicht nur ein harmonisches Arbeitsumfeld, sondern sorgen auch für nachhaltige Entscheidungen, die langfristig Erfolg versprechen.
Oder einfach gesagt: Je digitaler und automatisierter unsere Welt wird, desto mehr zählen menschliche Faktoren. Egal ob 24, 45 oder 62.
Vorurteile bei Nicht-Kaderstellen: Ein unbegründetes Dilemma
Während Kaderstellen häufig von den Stärken älterer Mitarbeiter:innen profitieren, zeigt sich bei Nicht-Kaderstellen ein anderes Bild. Viele Unternehmen zögern, Bewerber:innen ab 55 oder gar schon 50 Jahren einzustellen. Oft aus Angst vor höheren Gehaltskosten oder mangelnder technischer Flexibilität. Doch diese Vorurteile sind meist unbegründet.
Fakt ist: Ältere Arbeitnehmer:innen sind motiviert, loyal und bereit, sich weiterzubilden. Sie bringen Stabilität und eine reiche Lebenserfahrung mit, die auch in operativen Rollen unschätzbar ist. Hier liegt eine grosse Chance für Unternehmen, ihre Vorbehalte zu überdenken und von den Stärken dieser Altersgruppe zu profitieren.
Wer nun die Beiträge in der Altersvorsorge im Kopf hat: Viele Unternehmen haben inzwischen verstanden, dass die bisherigen, klassischen Lösungen für Kader und Mitarbeitende Potenzial haben. Die Kaderleute und Mitarbeitenden sollten in der Vorsorge gleichbehandelt werden, denn ohne Mitarbeitende braucht es die Führungsriege gar nicht erst. Beim sich von Jahr zu Jahr verschärfenden nicht mehr nur Fachkräfte- sondern auch Mitarbeitermangel werden Vorsorgelösungen zum Teil des Employer Brandings und somit alle gleichgestellt. Ein kühner Schritt für viele, doch abgesehen vom Inhaber oder der Inhaberin wird die Rechtfertigung, dies auch zukünftig so zu führen, immer herausfordernder.
Fazit: Diversität zahlt sich aus – auch in der Altersstruktur
Die erfolgreiche Besetzung von Kaderstellen mit Persönlichkeiten ab 55 Jahren zeigt, dass Alter kein Hindernis, sondern ein Vorteil sein kann. Unternehmen, die dies erkennen, profitieren von erfahrenen Führungspersönlichkeiten, die Strategien mit Weitsicht entwickeln und ihr Team inspirieren können. Deswegen vermitteln wir seit 1977 Persönlichkeiten, die zu Ihnen passen. Weil der Faktor Mensch immer den Unterschied macht.
Gleichzeitig ist es an der Zeit, den Blick auf Nicht-Kaderstellen zu verändern. Die Potenziale älterer Mitarbeitenden sind auch hier enorm und könnten dazu beitragen, den Arbeitsmarkt für diese Altersgruppe offener zu gestalten.
Die Zukunft der Arbeit sollte nicht von Vorurteilen, sondern von Vielfalt geprägt sein – und das schliesst auch eine altersgerechte Besetzung auf allen Ebenen ein. Denn jede Lebensphase bringt einzigartige Stärken mit sich, die in der Arbeitswelt willkommen sein sollten.