Spätestens der Einmarsch der russischen Truppen im Februar dieses Jahres hat «Social Responsibility» eindrücklich zutage befördert. Die politische Neutralität der Schweiz soll gewahrt werden, aber Verantwortung tragen – nicht Partei ergreifen – wird heute nicht nur vom Staat und der Regierung, sondern ganz klar auch von Unternehmen jeder Grösse und Couleur erwartet – ja gar vorausgesetzt. Sogar weltweit renommierte Universitäten wie die YALE School of Management haben sich mit ihrer weltbekannten «Hall of Shame» eingehend damit befasst und sich damit zum Ziel gesetzt, unternehmerische Verantwortung nicht nur auf Papier schön aussehen zu lassen, sondern die Unternehmen damit ermahnt, Lippenbekenntnisse auch Wirklichkeit werden zu lassen. Spoiler: Fünf Schweizer Unternehmen stehen heute noch auf dieser Liste. Doch das war nicht immer so. Dank gelebter Social Responsibility.
Was ist Corporate Social Responsibility?
Wie es der Name schon weitreichend erklärt: Es geht um unternehmerische Verantwortung im sozialen Aspekt. Dabei schliesst die soziale Sphäre bei weitem nicht nur das unmittelbar zwischenmenschliche ein, wie man allenfalls vermuten könnte. Sondern die gesamtheitlichen Auswirkungen des Tuns eines Unternehmens auf Mensch und Umwelt. Mittelbar und unmittelbar.
Woher kommt Corporate Social Responsibility?
Wir leben in einer Welt, in der Vertrauen und Glaubwürdigkeit auf dem Prüfstand stehen. Soziale Medien, in denen sich jeder der freien Meinungsäusserung bedient und teilweise die persönliche Wahrheit als globale verkauft, Medienhäuser die zunehmend ihrer Freiheit beraubt werden, machen es uns zeitweise denkbar schwer, den neutralen Wahrheitsgehalt herauszufiltern. Oder prüfen Sie bei jedem gelesenen Artikel auch die ursprünglichen Quellen? Wir geben es zu: wir nicht.
Das Schönreden von relevanten und höchst brisanten Themen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Personalpolitik und gesellschaftliche Verantwortung gehört der Vergangenheit an. Sollte es zumindest. Dafür soll «Corporate Social Responsibility» sorgen. Deswegen trägt diese gesamtheitliche Betrachtung von Verantwortung auch einen so schlagkräftigen Namen.
Wir befinden uns mitten im Wandel und unter uns Unternehmern: Es gehört kein «Hoselupf» und kein Millionenbudget dazu, hierbei tatsächlich aktiv zu werden. Oder in vielen Fällen: das Bewusstsein dafür zu schaffen. Sie brauchen für Social Responsibility als KMU nicht unbedingt eine neue Abteilung zu schaffen – Konzerne ausgeschlossen. Ein gesunder Menschenverstand und die konsequente innere Haltung dazu reichen meist aus.
Welche Themenbereiche umfasst Corporate Social Responsibility (CSR)?
Wir haben auf der Website vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO nachgeschaut, wie die Schweizer Eidgenossenschaft das Thema beurteilt. Dabei bezieht sich die «die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen» sich auf die Auswirkungen der unternehmerischen Tätigkeit auf Gesellschaft und Umwelt. «Der Bund versteht CSR als Beitrag der Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung.»
Welche Bereiche deckt Corporate Social Responsibility ab?
Das Themenspektrum, die bei der Unternehmensführung zu beachten sind, werden dabei vom SECO konkret benannt:
- Arbeitsbedingungen (inkl. Gesundheitsschutz)
- Menschenrechte
- Umwelt
- Korruptionsprävention
- fairer Wettbewerb
- Verbraucherinteressen
- Steuern
- Transparenz
«CSR setzt die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und der sozialpartnerschaftlichen Vereinbarungen voraus. Darüber hinaus sind gesellschaftliche Erwartungen zu beachten, die über die rechtlichen Verpflichtungen hinausgehen können. Der Bund erwartet von in der Schweiz ansässigen oder tätigen Unternehmen, dass sie ihre Verantwortung gemäss den international anerkannten CSR-Standards und -Leitlinien bei ihrer gesamten Tätigkeit im In- und Ausland wahrnehmen.»
Klare Worte. Und dabei dankbar: es gibt klar geregelte Standards und Leitlinien. Man braucht als Unternehmer:in die Welt nicht neu zu erfinden. Wer nun denkt, dass dies nur ein Thema für grosse Unternehmen und Konzerne ist, täuscht sich auf lange Sicht – vermutlich sogar gewaltig. Schliesslich hat sogar das Schweizer Volk bereits erste Abstimmungen zu Themen wie diesen durchgeführt und kommende sind bereits in Arbeit.
Fazit
Aus der Abstimmung lässt sich auch für Unternehmen eine wichtige Erkenntnis ziehen: manchmal braucht es Zwischenziele, einen Weg, den man Schritt für Schritt geht und nicht in Berserker-Manier alles auf einmal erzwingen will. Es braucht nicht die Brechstange, die womöglich eine innere Abwehrhaltung von Beteiligten zur Folge hat. Und wie «trötzlig» wir Menschen werden können, wenn uns «etwas Süsses» vorenthalten wird, zeigen uns unsere Kinder eindrucksvoll. 😉
Viele kleine Veränderungen in die richtige Richtung lassen uns unser Zwischenmenschliches Leben wie auch unsere Umwelt besser werden und das Mindset entsprechend Stück für Stück in die Nachhaltige Richtung lenken. Seien Sie wachsam, halten Sie Ihre gesamte Lieferkette im Auge, fragen Sie aktiv nach und hören Sie zu. Und genau hier kommt dann auch Ihr unternehmerisches Können zum Zug: allen Anspruchsgruppen (Aktionäre, Arbeitnehmende, Konsumierende, lokale Gemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen) zuhören und die Balance zu finden, das Beste aus dem Möglichen zu verwirklichen.
Ein kleiner persönlicher Ratschlag zum Schluss: wir müssen nicht «päpstlicher als der Papst» sein. Wenn wir uns bei unserem Tun allerdings aufgeschlossen und kritisch die Frage beantworten können, ob unsere Kinder und Kindeskinder mit den Konsequenzen glücklich, zufrieden und gesund leben können, stimmt wie Flugrichtung schon ziemlich gut.